Dienstag, 20. Oktober 2015

Orientation Week

Definition: eine entweder von der Austauschorganisation oder, hier in Kanada häufig vom school district oder von der Schule selbst organisierte Eingewöhnungswoche.

Was macht man da so?

Kommt ganz drauf an, Leute, die in die USA gehen, haben oftmals einige Tage in New York oder an irgendeinem anderen megaaaaaa coolen Ort.
In meinem Fall hieß Orientation vor allem: In der Schulcafeteria sitzen und Erwachsenen dabei zuhören, wie sie dich über alles Mögliche belehren.

Als ich am Montagmorgen, meinem dritten richtigen Tag in New Westminster, zur Schule gekommen bin, war mein erster Gedanke, dass ich ja eigentlich nach Kanada hatten gehen wollen und nicht nach Asien. Das klingt jetzt doof, ich weiß.
Aber von den 150 Austauschschülern an der NWSS sind bestimmt 120 aus China, Korea und Japan.
Und im allerersten Moment war das schon ein komisches Gefühl.
Wir mussten dann English und Math assessments machen und dann war der erste Tag auch schon rum.

Ab dem zweiten Tag waren wir dann in der Cafeteria und alle, die nicht aus Asien waren, haben sich ziemlich schnell um einen Tisch versammelt. Brasilianer, Mexikaner, Deutsche, ein Mädchen aus dem Iran.
Wir haben uns alle super verstanden, natürlich, wir waren ja alle in derselben Situation; Angst, keine Freunde zu finden, Unsicherheit, Sprachschwierigkeiten, Ankunftsheimweh...
An diesem Tag wurden vorwiegende administrative Sachen besprochen, aber da es der erste Tag war, haben wenigstens noch alle zugehört :D

Mittwoch stand dann ein Ausflug an, auf den Grouse Mountain.
Ich lass hier gleich die Bilder sprechen, die Shows waren sehr touristisch angelegt, was auch sonst, aber es war dennoch eine gute Möglichkeit, die anderen Internationals besser kennenzulernen.

Ich weiß auch nicht, warum die Bilder so verzerrt sind,
aber der Parkplatz kurz nach der Ankuft

Unser Bus

Von links nach rechts: Mexiko, China, Japan und Deutschland
sehr international :D

Motivierte, frierende Austauschschüler :D

Rehe in freier Wildbahn

Schwarzbären in nicht ganz so freier Wildbahn

Blick über Vancouver, von der Gondel aus
Leider war das Wetter an dem Tag nicht ganz so gut, oben auf dem Berg hat es sogar gehagelt und ich glaub, wir alle waren zu dünn angezogen, aber es war dennoch ein wundervoller Tag.

Anschließend bin ich mit einigen Mexikanern zum ersten Mal nach Metrotown,
eine unfassbar riesige Mega-Mall gefahren, erstes Mal Skytrain,
das war schon ein kleines Abenteuer.

Donnerstag und Freitag wurde wieder nur referiert, mit abnehmender Zuhörerzahl
und am Ende der Woche gab es dann eine Pizza-Lunch-Party (yey)
und ich konnte voller Stolz behaupten, mit 10 Mexikanern, 4 Deutschen, 4 Japanerinnen, 2 Brasilianerinnen und einer Iranerin Bekanntschaft gemacht zu haben.
5:48 am.

Austauschschüler werden üblicherweise vor dem 3-Monate-Tief gewarnt.
Ein Zeitraum, nachdem man sich so sehr an sein neues Leben gewöhnt hat,
dass einem die negativen Sache immer mehr ins Augen fallen,
ein Zeitraum, nachdem der Alltagstrott eingesetzt hat
und einem auffällt, wie viel besser manche Dinge doch zu Hause sind.

Gut, ich bin noch nicht mal ganz zwei Monate hier,
aber irgendwie... Hab ich das nicht.

Mir geht es hier nach wie vor fantastisch,
ich hab mittlerweile sowohl kanadische als auch internationale Freunde gefunden,
mit meiner Gastfamilie läuft auch alles super
und über mein Englisch kann ich eigentlich auch nicht klagen,
gestern waren hier Wahlen zum Prime Minister und ich hab tatsächlich jedes Wort der Reden verstanden.

Abgesehen davon hab ich hier auch beinah jeden Tag was vor,
letzte Woche war ich beispielsweise bei einem Eishockey-Spiel
und hab einen Ausflug nach Victoria, die Hauptstadt von British Columbia,
auf Vancouver Island gelegen, gemacht,
heute geh ich ins Kino und mit den Mexikanern Schwimmen
und und und.

Was das Wetter betrifft macht sich hier langsam die vancouverianische Regenzeit bemerkbar - ich muss mir dringend Gummistiefel und nen Regenschirm kaufen...
Bisher macht mir der Regen aber noch nicht so viel aus, immerhin hat man dann kein schlechtes Gewissen mehr, wenn man den ganzen Tag Filme guckt, hehe.

Außerdem hatte ich letzte und diese Woche nur 4 Tage Schule,
einmal wegen Thanksgiving und dann wegen eines BC-weiten Pro-D Days, Weiterbildungstag für Lehrer.
Ansonsten ist Schule eigentlich sehr entspannt, wobei die Projekte hier wesentlich zeitaufwendiger und gehäufter sind, als in Deutschland.
(Eine Freundin hat mir erzählt, dass im Curriculum wohl 3 Pflichtprojekte pro Semester pro Fach vorgeschrieben sind - macht mindestens 12, uff.)
Englisch gefällt mir hier wesentlich besser, weil wir weniger interpretieren müssen und der persönliche Anteil größer ist, als in Deutschland.
Mein Englischlehrer meinte gestern allen Ernstes, wir sollten die Aufgaben mit den Stilmitteln und der Erzählerperspektive doch bitte außer Acht lassen, das hätten sie noch nicht gemacht - Rebeca, die Brasilianerin, und ich haben uns nur angeguckt, weil wir beide das schon irgendwann in den vergangenen Jahren im Englischunterricht hatten, aber gut.
Psychologie ist wirklich sehr interessant, ich bin unheimlich froh, dass ich das gewählt hab,
im Gegensatz zu Spanisch, wo mich die Unterrichtsweise, aber auch meine Klasse eher weniger glücklich macht.
Ich will einfach die Sprache lernen und nicht die ganze Zeit irgendwelche dämlichen Spiele spielen oder mir bei den einfachsten grammatikalische Konstruktionen "That's SO difficult, Mr. X" anhören müssen... Naja, vielleicht bin ich da auch ein bisschen aus der Reihe.

Im Allgemeinen muss ich jetzt, nach knapp zwei Monaten Auslandserfahrung feststellen,
dass mich mein Leben hier so dermaßen in Anspruch nimmt,
dass das mit dem regelmäßigen Bloggen nicht ganz klappt
und wieder einmal kann ich mich nur dafür entschuldigen
und für die Zukunft Besserung geloben,
wohl wissend, dass das eine kleine Herausforderung wird.
Wer weiß, vielleicht kommt ja doch noch das 3-Monate-Tief und ich sitz dann den ganzen Tag zu Hause und hab nichts besseres zutun, als ausführlich über die vergangene Zeit zu berichten.

Bis dahin versuche ich, etwas häufiger was zu posten und vor allem auch Bilder zu schicken.
Wirklich.

Sonntag, 20. September 2015

Sonntagabend.
Es ist 21 Uhr hier, in Deutschland klingeln jetzt gerade die ersten Wecker,
zu Hause beginnt ein neuer Montag, eine neue Woche und ich...
Noch immer völlig geplättet von diesem Tag, diesem Wochenende.
Ich habe lange nichts von mir hören lassen.
Und das tut mir wirklich Leid.
Aber, und ich sage das ohne mich rechtfertigen zu wollen,
ich habe schlicht und einfach nicht damit gerechnet,
hier SO viel zu erleben.
Trotzdem hab ich mir vorgenommen, von jetzt an wieder geordneter und regelmäßiger zu posten.
Und zwar wirklich :D

Ich werde für alle größeren Ereignisse einen Extra-Post machen, damit es nicht so elendig viel auf einmal zu lesen ist, aber für's erste will ich hier einfach nur festhalten,
dass ich glücklich bin,
unbeschreiblich glücklich.
Klar, es gibt Momente, in denen ich mir denke, dass es jetzt wesentlich einfacher wäre, wenn ich in Deutschland wäre (insbesondere während und nach den jedes Mal äußerst ernüchternden Ausflügen in diverse Shopping-Malls - als Austauschschüler fühlt man sich einfach dauerhaft arm.)
Aber im Allgemeinen und ganz besonders heute
bin ich einfach nur unsagbar froh,
hier zu sein.

Das fängt mit der Stadt an, Vancouver ist wunderschön und das ist nicht nur so dahergesagt.
Geht mit der Schule weiter, denn die Atmosphäre ist hier wirklich anders als in Deutschland.
Die Sprache.
Mein verändertes Zeitverständnis.
All die Möglichkeiten, die ich habe.
All die Dinge, die ich ausprobieren kann.
Und, weil das Beste zum Schluss kommt,
die Menschen, die ich hier kennengelernt habe.
Denn es sind natürlich nicht nur die Kanadier.

Dieser Austausch, auch wenn er erst drei Wochen dauert, hat mein Verständnis von allen möglichen Kulturen dieser Welt grundlegend verändert.
Und ich weiß nicht, ob ich jemals in Worte fassen kann, wie dankbar und froh ich bin,
hier sein zu dürfen, hier sein zu können.
Dieses Jahr ist das Richtigste, was mir passieren konnte.


Sonntag, 30. August 2015

Erster Kanada-Eindruck

Man sagt ja immer, dass die Kanadier nett sind, aber ich konnte mir darunter nie was vorstellen.
Seit ich hier bin, weiß ich, was das bedeutet.
Zum Beispiel am Flughafen, als ich mit meinem vollgeladenen Gepäckwagen Richtung Ausgang gestiefelt bin, hat mich ein älterer Herr vorbei gelassen und mich dann gefragt, woher ich komme, weil ich so viel Gepäck hatte. Und ich nur so ganz verdutzt und "I'm a German exchange student" und er meinte, dass es mir hier sehr gefallen wird und dass er sich da sicher ist und dann ist er mit einem "Have a nice day" weiter gegangen. Einfach so.
Und das hat mich irgendwie total ermutigt, nachdem ich gerade den Flug und das Immigration-Prozedere überstanden hatte, dann so empfangen zu werden, von einem Menschen, der mich nicht kennt, nichts mit mir zutun hat und den ich nie wieder sehen werde.
Oder als Anna und ich in den Bus gestiegen sind, war der Fahrkartenautomat kaputt und ich hab den Busfahrer gefragt, wie ich jetzt bezahlen soll und er hat geantwortet, ich soll das einfach bei der nächsten Fahrt machen. Also saßen Anna und ich im Bus und als bei einem Halt eine ältere Dame ausgestiegen ist, hat sie mir einfach so ihre noch gültige Fahrkarte in die Hand gedrückt. Und dann, was ich ja am besten finde, bedanken sie sich hier alle beim Busfahrer, wenn sie aussteigen.

So eine unaufdringliche Freundlichkeit hier. Ich find das einfach toll.

Ein weiteres Klischee... Die Pancakes.
Oh mein Gott, die Pancakes. Meine Gastschwester hat mir schon versprochen, mir zu zeigen wie man die macht, aber ich glaube nicht, dass die in Deutschland jemals so gut schmecken wie hier - ganz einfach, weil es Kanada ist.
Mein Frühstück heute Morgen also: Pancakes mit Ahornsirup.
Geht es noch besser?

Und dann noch kurz was Aktuelles aus British Columbia:
Es gab hier einen ziemlich heftigen Sturm gestern, sodass ungefähr 400.000 Menschen in Vancouver und auf Vancouver Island keinen Strom hatten - von anderen Austauschschülern weiß ich, dass manche Haushalte bis zu 25 Stunden vom Netz waren.
New Westminster ist, soweit ich das mitbekommen habe, davon beinah verschont geblieben, wir hatten hier jedenfalls durchgehend Strom.
Hierhier und hier sind ein paar Bilder und Videos von den Folgen, die der Sturm hatte.

Demnächst wird vermutlich ein Bericht über meine Orientation (eine Eingewöhnungs- und Kennenlernwoche von meiner Schule aus) folgen.

Erster Eindruck

Jetzt bin ich also schon seit ziemlich genau zwei Tagen hier und fühl mich einfach nur richtig wohl.
Also, richtig richtig.
Klar, es ist komisch, dass hier jeder die Tür zu seinem Zimmer offen lässt und zwar immer. Und es ist genauso komisch für mich, dass den ganzen Tag der Fernseher läuft und man nicht zusammen isst, gleichzeitig ja, aber jeder wo er gerade lustig ist. 
Aber das macht es nicht besser oder schlechter hier, sondern nur anders. Und ich mein, genau deswegen bin ich ja hier, oder?

Im Allgemeinen ist in diesem Haus immer etwas los und sowohl gestern als auch vorgestern Abend war auch Besuch da. Man stelle sich also vor, fünf andere Menschen, drei Hunde, ein Baby und ein Fernseher, eine andere Sprache und Hannah mitten drin, leicht gejetlagt. 
Aber der Mensch ist ja anpassungsfähig und da alle äußerst verständnisvoll sind, was meine Müdigkeit betrifft, war es überhaupt kein Thema, dass ich dann nach dem Essen fast sofort Schlafen gegangen bin.

Meine Gastfamilie ist einfach nur richtig sympathisch. Ich komm mir gar nicht vor, als wäre ich erst seit zwei Tagen hier und ganz ehrlich, noch besser geht's mir, wenn sie mich dann auch mal mithelfen lassen, zum Beispiel beim Spülmaschine ausräumen :D 

Der Jetlag, falls es überhaupt einer war, hat jetzt, am zweiten Tag schon deutlich nachgelassen. In der ersten Nacht - ich bin so gegen 22 Uhr Pacific Time ins Bett, also 7 Uhr morgens in Deutschland, in Bett - bin ich morgens um halb fünf aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. 
Um 14 Uhr hab ich dann gestern auf einmal den großen Drang verspürt, Mittagsschlaf zu machen, was nur daran liegen kann, dass es in Deutschland gerade 23 Uhr war. 
Den ganzen restlichen Tag hab ich damit verbracht, gegen meine Müdigkeit zu kämpfen und um 21 Uhr hab ich mich dann ergeben, nur um dann mitten in der Nacht, genauer gesagt um 3 (!) wieder aufzuwachen - aber da konnte ich zum Glück wieder einschlafen, deswegen war das nicht ganz so schlimm. Den ganzen Tag war ich noch nicht müde, aber ich denke, ich werde trotzdem nicht allzu spät schlafen gehen, da morgen früh die Orientation beginnt und ich nicht riskieren will, da nur zu gähnen.

Wie schon erwähnt hab ich bisher noch nicht wirklich viel gemacht hier, aber nachdem ich gefühlt innerhalb der letzten 48 mehr typisch amerikanische Filme gesehen hab, als in Deutschland in einem Jahr und mein Kopf schon leicht matschig war, hab ich meine älteste Gastschwester gefragt, ob es okay ist, wenn ich mir ein bisschen den Ort ansehe.
(Ja, auch wenn New Westminster so aussieht, als gehöre es zu Vancouver, ist es eine Stadt für sich :D)
Jedenfalls hab ich dann Anna, meine koreanische Gastschwester, gefragt, ob sie mitkommen will - sehr gute Idee, sie hat mir nämlich alles gezeigt - und dann sind wir los.
Wir waren bei den Stores hier und dann bei unserer Schule und anschließend war ich noch einkaufen, all den Kram, den ich aus gewichtigen Gründen nicht mitgenommen hab, also so was wie Duschbad, Shampoo und so weiter.
Auf dem Rückweg hat es dann angefangen zu regnen und wir mussten rennen, um den Bus zu bekommen, der fährt nämlich nur alle 30 Minuten, aber wir haben es geschafft.
Und ich war irgendwie die ganze Zeit über unheimlich glücklich, dass ich hier sein darf.
In Kanada.
Was für ein riesiges Glück ich doch habe.

Flug

New Westminster, BC.                      5 pm                 Regen.

Erster Post aus Kanada an meinem zweiten richtigen Tag in diesem Land.

Stille. (Hannah sitzt vor ihrem Laptop und weiß nicht, wo sie anfangen soll.)

Knapp 63 Stunden ist es her, dass ich mich in Frankfurt von meinen Eltern und meinen Geschwistern verabschiedet hab.
Dann bin ich mit Paula (ihr Blog ♥) durch die Sicherheitskontrolle und eigentlich haben wir dann, bis zum Abflug nur noch gewartet. Auf die anderen, darauf, dass wir endlich ins Flugzeug können, dass es los geht. Verspätung von 40 Minuten.

Insgesamt sind wir zu sechst geflogen, alle außer Paula mit ec.se und wir haben schon im Vorfeld so reserviert bzw. eingecheckt, dass wir zwei Dreierreihen hintereinander hatten - richtig praktisch, so konnten wir uns unterhalten, auch mal Plätze tauschen und hatten zwei Fensterplätze. 
Die zehn Stunden Flugzeit sind wahnsinnig schnell vergangen, jedenfalls kam es mir so vor.
Anders als gedacht war ich so voller Vorfreude auf das, was da vor mir lag, dass ich an diesem Tag kein einziges Mal geweint hab, nicht, als ich mich von meiner Familie verabschiedet hab und auch nicht, als ich das Abschiedsbuch und die Briefe gelesen hab. 
Mir war meine Euphorie selbst nicht ganz geheuer, aber zum Glück war ich nicht die Einzige, der's so ging und das ist einer der vielen Gründe, warum ich so froh bin, dass ich nicht allein fliegen musste. 
Ich hab die ganze Zeit geredet und dann hab ich zugehört und genickt und gelacht und es ist so unfassbar beruhigend, jemanden neben sich zu haben, dem es ganz genauso geht, wie einem selbst.

Die zehn Flugstunden sind im Endeffekt so schnell vergangen.
Denn ganz ehrlich, 50% der Zeit verbringt man mit essen, dann noch unterhalten und die Declaration Card (braucht man für die Einreise) ausfüllen, Film gucken, Musik hören, wieder essen, aus dem Fenster schauen, sich freuen, Angst vor der Immigration haben, Abschiedsbuch lesen, essen, Abschiedsbriefe lesen und oh, wir sind ja schon fast da.

Wir sind in einer Boeing 747-400 geflogen und das Ding hat zwei Decks (sagt man das auch beim Flugzeug so?) und entsprechend viele Menschen sind nach der Landung um Mitternacht deutscher Zeit Richtung Passkontrolle geströmt. Bis wir alle durch die Passkontrolle durch waren, hat die Uhr 15:40 Uhr gezeigt und dann noch Gepäck holen und Immigration. Oh man. 
Das einzig Gute an der langen Passschlange war, dass wir beim Gepäck nicht so lange warten mussten. Dafür standen dann bei der Immigration umso mehr Menschen an. 
Eigentlich muss man dort nur sein Visum, seinen Pass und den "Letter of Acceptance" der kanadischen Schule vorzeigen und dann kriegt man so ein riesiges Papier in die Hand gedrückt, von dem die Beamten sofort wieder mehr als die Hälfte abreißen. 
Und davor hatte ich also Angst, haha.

Ich hab mich dann von den anderen verabschiedet, die noch nach Victoria weitergeflogen sind (Gott sei Dank musste ich das nicht, die saßen noch auf dem Flughafen, als ich schon fast im Bett war) und bin dann Richtung Ausgang, wo mein Gasteltern mit ihrer Enkeltochter auf mich gewartet haben.
Und dann war ich so richtig da.
So richtig in Kanada.

Mittwoch, 26. August 2015

Kopfchaos.

Oh Gott.
Nicht mal mehr 48 Stunden und ich steig in Frankfurt in den Flieger.
In den letzten drei Tagen hab ich echt an nichts anderes mehr gedacht, als an Kanada und hab gepackt, der Koffer war zu schwer, hab wieder aus- und umgepackt, dann fehlte doch noch was, Mama, kannst du mal bitte noch das da kopieren, und wo um alles in der Welt ist jetzt das Kabel, hab ich das doch schon eingepackt, und wohin mit dem Blazer, passt nicht mehr rein, muss ich wohl im Flugzeug anziehen.

Kopfchaos.

Und dann heute, der letzte Tag zu Hause.
Nachher die letzte Nacht in meinem eigenen Bett.
Und die Sonne scheint und es ist noch mal richtig Sommer und in weniger als einer Stunde seh ich meine Freunde alle zum letzten Mal für zehn Monate.
Papa hat noch mal so richtig deutsch gekocht, zum Mittag, Bratwurst mit Sauerkraut und ich bin zum letzten Mal durch die Fußgängerzone gefahren und am Pfaffenteich lang und irgendwie...
Es fühlt sich gerade so gar nicht an, als würde ich hier bald nicht mehr sein.
Um ehrlich zu sein bin ich gerade auf eine unheimliche Weise euphorisch.
Warum auch immer.
Ganz ehrlich, die Stimmungsschwankungen, die man als Austauschschüler kurz vor dem Flug hat,
machen einen echt unzumutbar. (Und ich möcht lieber nicht wissen, was meine Mutter vorhin gedacht hat, als ich, anstatt ihr vernünftig zu antworten, einfach nur ganz laut bei Coldplay mitgesungen hab.)

Ganz oft ist es so eine Mischung aus Angst und Vorfreude. Sagen auch die meisten.
Aber Angst hab ich nicht mehr wirklich. Klar, dass irgendwas bei der Immigration nicht klappt, dass was mit meinem Study Permit falsch ist oder dass ich meine Gastfamilie nicht finde - solche komischen Gedanken hat wahrscheinlich jeder kurz vor dem Flug, aber in der Regel sind sie genauso unbegründet wie harmlos. Und sonst... hab ich nicht wirklich Angst. Wovor auch? Die Leute sind da auch nur Menschen, wenn auch anders als wir.
In mir ist eher Zuversicht.
Das wird schon alles klappen, wir werden schon sehen.
Machen wir das Beste draus.

Allerdings kann ich nicht garantieren, dass ich nachher nicht weine.
Aber das gehört dazu, denke ich, und ich bin so unfassbar froh, die letzten Jahre mit Leuten verbracht zu haben, die mir den Abschied jetzt so schwer machen. Es wäre so viel schlimmer, wenn ich sagen würde, ein Glück, dass ich endlich hier weg bin, oder?
Ich bin einfach nur so unbeschreiblich glücklich, dass ich alle diese Menschen um mich habe. Ja, Gegenwart, denn noch bin ich nicht weg.
Und ich bin auch nicht ewig weg und auch nicht ganz.
Und ich komm ja wieder.

Am beruhigendsten ist eigentlich, zu wissen, dass ich in Kanada eine weitere Austauschschülerin als Gastschwester hab. Jedes Mal, wenn wir auf Facebook schreiben, freu ich mich irgendwie wahnsinnig darauf, sie endlich kennenzulernen und außerdem weiß sie ja, wie es einem als Austauschschüler so geht und so wie es sich bisher anfühlt, werden wir zwei uns gut verstehen.
Hoffe ich jedenfalls.

Ob ich mich vor dem Flug noch hier melde, weiß ich jetzt noch nicht, aber ich denke eher nicht,
ich will die letzten Stunden in Deutschland lieber mit meiner Familie als vor dem Laptop verbringen.
Der nächste Post wird dann also schon aus Kanada kommen, oh man,
allein der Gedanke macht mich schon wieder kribbelig.

Donnerstag, 20. August 2015

Kontakt nach Hause?

Eine, wie ich finde sehr interessante Frage ist immer, wie man im Ausland den Kontakt nach Deutschland halten will.

Zu viel ist nicht gut, sagen sie, Heimweh, man spricht dann doch immer nur Deutsch, lernt die Sprache nicht richtig, lebt sich nicht richtig in seinem neuen Zuhause ein.
Zu wenig ist nicht gut, sagen sie, man verliert dadurch seinen Leute in Deutschland aus den Augen.
Und außerdem wollen sie ja auch mitkriegen, was bei einem so passiert, oder? 
Und ich will nicht alles verpassen, was sie zu Hause so machen.
Auch wenn es im Endeffekt wahrscheinlich unvermeidlich ist.

Was für Möglichkeiten hat man überhaupt?

Telefonieren: Kostet. Das ist die erste Assoziation, die mir in den Kopf schießt. Will ich eigentlich nur mit meiner Familie und auch eher zu besonderen Anlässen oder in Ausnahmesituationen.

Skypen: Superpraktisch, finde ich, weil man sich ja nicht nur hört, sondern auch sieht - sofern die Bildqualität das zulässt. Allerdings lohnt sich das vor allem dann, wenn man sich wirklich Zeit nimmt und man nicht nur für fünf Minuten Smalltalk macht. Und in dem Punkt steht einem dann wieder die Zeitverschiebung von 9 Stunden im Weg.

WhatsApp/Facebook: Ganz ehrlich? Meiner eigenen Erfahrung nach verliert man sich eher, wenn man versucht, über solche Messenger in Kontakt zu bleiben - denn was die auszeichnet, ist die ständige oder zumindest regelmäßige Verfügbarkeit. Üblicherweise schreibt niemand ewig lange Texte auf WhatsApp pder Facebook und auf die Frage "Wie geht's dir?" kommt oft nicht mehr als ein "Gut und dir?". Ganz ehrlich, davon hat niemand wirklich was. 
Deswegen hab ich mir eigentlich vorgenommen, WhatsApp und Facebook eher als Notfallkommunikationsmittel nach Hause zu sehen, falls ich jemandem ganz unbedingt und schnell was mitteilen will und andersrum.
Ansonsten würde ich lieber...

E-Mails: schreiben. Warum? Die schnellste und sicherste Variante, jemandem viel von sich zu erzählen. Das ist jedenfalls meine Meinung. Außerdem haben E-Mails, im Gegensatz zu WhatsApp & Co. den Vorteil, dass man nicht stundenlang vor dem Handy hängt, sondern alles auf einmal schreibt. Im Endeffekt haben also beide Seiten mehr davon.

Briefe: find ich an sich echt cool und werd ich sicherlich auch ab und zu mal schreiben, aber da ich noch nicht weiß, wie lange die nach Deutschland brauchen, verlass ich mich da mal lieber nicht drauf.

Und sonst?

Damit jeder, den es interessiert, im Groben an meinen Erlebnissen und Eindrücken in Kanada teilhaben kann, gibt es diesen Blog
In der Zeit vor Kanada war der hauptsächlich dazu gedacht, anderen (zukünftigen) Austauschschülern von einigen Aspekten eines solchen Vorhabens zu berichten. Wenn ich dann weg bin, werde ich hier ab und zu schildern, was ich so erlebt habe, ergänzt durch Fotos und so weiter, 
dann vor allem für meine Freunde und meine Familie in Deutschland, unter anderem auch, damit ich nicht jedem dasselbe persönlich schreiben muss.

Außerdem hab ich mir, extra für Kanada, einen Instagram-Account zugelegt, auf dem ich gelegentlich Bilder posten werde. (Wer mir dort folgen möchte: kanadaimkopf)

Ich bin gespannt, ob das alles so klappt, wie ich mir das vorgestellt habe - bestimmt nicht, haha, aber was soll's :D

Es ist schwierig einen Post überhaupt anzufangen, wenn man selbst nicht weiß,
was man denken soll.
Der Abflug ist mittlerweile so nah, dass ich keine Countdownapp brauche, 
um zu wissen, dass es nur noch acht Tage sind.
Acht verdammte Tage,
viel zu lang, viel zu kurz.

Diese Zeit ist nicht leicht, absolut nicht.
Viele Austauschschüler, wie etwa die Skandinavier oder die USA-Leute, aber auch alle, die nach Südamerika gehen, sind schon weg. Wir Kanadier sind mit die Letzten, fliegen Ende August, Anfang September, pünktlich zum Schulstart in BC am 07. September.
Das heißt einerseits, dass wir die Sommerferien noch genießen können.
Zeit mit unseren Familien, Freunden haben, anders als manche, die gerade einmal 2 Wochen frei hatten, diesen Sommer, bevor sie geflogen sind.
Aber andererseits bedeutet es auch, dass in den Whatsappgruppen mittlerweile ganz andere Themen besprochen werden. Während ich mir Gedanken über's Packen mache, haben die Norweger ihren ersten Schultag, berichten von Problemen mit Gastgeschwistern, Heimweh und und und.

Ich hab die Tage nicht runtergezählt, jedenfalls nicht richtig. 
Hab ab und zu drüber nachgedacht, jeden Freitag mit einer Mischung aus Vorfreude und Erschrecken festgestellt, dass wieder eine Woche weniger Deutschland bleibt, dass Kanada eine Woche näher ist.
Aber realisiert hab ich das nicht.
Und ich glaube, solange ich hier bin, solange alle um mich herum Deutsch sprechen,
solange ich in Gesichter sehe, die ich kenne,
wird mir mein Austauschjahr wie ein Hirngespinst vorkommen und nicht wie etwas, das wirklich passiert.

Es ist erstaunlich, dabei zuzusehen, wie viele von uns doch von einst himmelhochjauchzender Euphorie in sentimentale Abschiedstraurigkeit verfallen.
Wie oft habe ich in den letzten Monaten den Satz "Ich will eigentlich gar nicht weg" gehört oder auch selbst ausgesprochen? Irgendwann hab ich aufgehört, mitzuzählen.
Selbst den größten Austauschfanatikern wird in den Wochen vor dem Abflug klar, was für ein unglaublich großes Glück sie doch in Deutschland mit ihrer Familie, ihren Freunden haben.
Wir sind hier zu Hause, egal was wir uns vormachen.
Aber ich glaube, auch das gehört dazu. 
Dass man geht. Dass man das zu schätzen lernt, was man hier hat.
Hier zu Hause.
Es gibt ja diesen Spruch, dass man etwas erst verlieren muss, um zu merken, was es einem wirklich bedeutet hat.
Und auch das ist, wenn man so will, einer der Vorzüge, die so ein Austauschjahr hat.
Denn auch wenn wir gehen, auch wenn wir einige Zeit verloren scheinen.
Wir sind ja nicht für immer weg.
Ich komme ja wieder.
Und die Menschen, die einem wirklich wichtig sind, die gehen nicht einfach so verloren.
Und man geht denen nicht verloren.
Ich komme ja wieder.

Aufgeregt bin ich nicht. Ich bin vor allem unheimlich froh, dass ich diese Möglichkeit habe.
Die Möglichkeit, ein Jahr aus zu steigen, ein Jahr Pause zu machen,
alles, was ich bisher so hatte, alles, was ich war, aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Denn mein Austauschjahr hat mich schon jetzt, bevor ich überhaupt weg bin,
zu einem anderen Menschen gemacht.
Allein die Überlegung, wegzugehen und die Vorbereitung,
all die Gedanken und Gefühle,
nur diese Zeit ist es mir hunderttausend Mal wert,
mich dafür entschieden zu haben,
10 Monate in Kanada zu verbringen.
Und dabei kommt der richtige Austausch ja erst noch.

Mh. Eigentlich sollte das hier ein Post werden, über diese Zeit vor dem Abflug.
Mit allem, was dazu gehört, dem Packstress, den letzten Kontakten mit der Gastfamilie, den Verabschiedungen, der Vorfreude auf Kanada, den unzähligen vorerst letzten Malen.
Aber irgendwie hat das nicht so ganz geklappt.
Denn mein Gott, diese Zeit ist so unwirklich.
Wirklich unwirklich.

Freitag, 31. Juli 2015

Ergänzung vom 15. 08. 2015:

Jacky konnte zu ihrer Gastfamilie in die USA fahren, dank einer Freundin, die ihr das nötige Geld vorerst geliehen hat.
Da sie ihr die jedoch so schnell wie möglich zurückzahlen muss, muss sie jetzt während ihres Austauschjahrs babysitten und per Skype Nachhilfe nach Deutschland geben - obwohl es von den meisten Austauschorganisationen, auch von ihrer, vertraglich verboten wird, während dieser Zeit zu arbeiten, klar, die wollen da kein Risiko eingehen.
Deswegen kann ich hier nur sagen, es ist definitiv nicht zu spät, 
jeder der sie durch einen kleinen oder großen Betrag unterstützen will, 
kann und sollte das bis Sommer 2016 tun.
Je mehr Geld ihr zur Verfügung steht, umso mehr kann sie dieses Jahr genießen.
Ich rufe hiermit also noch mal alle, die diesen Post lesen, dazu auf, zu spenden!
Vielen Dank ♥

Ich hab heute mal eine etwas ungewöhnliche Bitte an alle, die das hier bis Donnerstag, den 06. August 2015 sehen...

Ein Austauschjahr zu machen, ist immer auch eine Frage der Finanzierung. 
Immer. 
Da braucht man sich keine Illusionen zu machen.
Viele machen gar nicht erst ein Austauschjahr, weil sie von vornherein wissen, dass ihre Familie sich das nicht leisten kann. Das allerdings ist unheimlich schade, weil es zahlreiche Stipendien, Stiftungen und Firmen gibt, um die man sich bewerben oder die man anschreiben und um finanzielle Unterstützung bitten kann. Man kann sogenanntes Auslands-Bafög beantragen, das man nicht einmal zurückzahlen muss. Das Kindergeld kann dazu verwendet werden. Es gibt Schüler, die sind schon zum Radio, zur Zeitung oder sogar zum 1. FC Köln gegangen und haben um eine Spende gebeten und oftmals hat es geklappt.
Aber leider nicht immer. Jedes Jahr müssen einige Austauschschüler von ihren Verträgen zurücktreten, obwohl sie sogar schon ihre Gastfamilien haben, ganz einfach, weil das Geld nicht ausreicht. 
Denn Austauschjahr bedeutet nicht allein, den Programmpreis zu bezahlen. Dazu kommen noch all die Kosten, die nicht in diesem Preis inbegriffen sind, wie etwa der Schulbus, das Mittagessen in der Schule dort, Taschengeld und und und.
Und genau an diesem Taschengeld scheitert es vielleicht bei Jacky aus Köln. 
Eigentlich würde sie am Freitag zu ihrer Gastfamilie in die USA fliegen. 
Aber sie hat das Weltbürgerstipendium nicht erhalten, ein Stipendium, bei dem andere für einen voten müssen. 
Sie hat wirklich alles versucht, auch fast alle der oben genannten Möglichkeiten, aber mit dem Geld, das sie bislang zusammenbekommen hat, kann sie nur den Programmpreis zahlen. Die 1200 € des Weltbürgerstipendiums wären das Taschengeld gewesen.

Vielleicht stellen sich einige von euch jetzt die Frage, wie man überhaupt auf die Idee kommt, sich für ein Austauschjahr anzumelden, wenn man nicht sicher weiß, ob man das überhaupt bezahlen kann.
Die Antwort darauf ist ganz einfach.
Wenn man einen Traum hat.
Diesen Traum vom Austauschjahr.
Viele können sich vielleicht nicht vorstellen, wie man so sehr für eine Sache brennen kann.
Viele können sich nicht vorstellen, dass man alles, wirklich alles dafür tun würde, ins Ausland gehen zu können.
Und niemand kann sich vorstellen, wie sehr jemand am Boden zerstört sein kann, wenn alles kurz vor Abflug scheitert.

Jackys letzte Hoffnung war dieses Stipendium.
Und als uns ihre Freundin in einer unserer Whatsappgruppen gestern Nacht darum gebeten hat, noch mal für sie zu voten, damit sie es bekommt, haben wir alle zusammen unser Bestes getan und... es hat trotzdem nicht gereicht. Denn Platz 2 hat in den letzten Minuten noch mal so rasant aufgeholt, dass sie letztendlich keine Chance mehr hatte.

Aber wir haben gesagt, so leicht geben wir nicht auf.
Wir schaffen das irgendwie, das Geld aufzutreiben.
Sie hat uns nicht gebeten, das zu tun. 
Wir machen das, weil wir ihr nichts mehr wünschen, als dass sie ihren großen Traum vom Austauschjahr doch noch leben kann.
Und weil wir hoffen, dass andere für uns in dieser Situation dasselbe tun würden.
Es reicht, wenn jeder ein bisschen mithilft.
5 € tun niemandem von uns weh, aber für Jacky kann es ein ganzes Austauschjahr bedeuten.

Und deswegen bitte ich euch, springt über euren Schatten und überredet eure Eltern oder euren inneren Schweinehund, etwas Geld an dieses Konto zu überweisen:

Inh.: Jacqueline Karwath
IBAN: DE43 3705 0198 1932 1264 42
BIC: COLSDE33XXX


Donnerstag, 30. Juli 2015

Noch 4 Wochen :o

Tatsächlich fliege ich morgen in einem Monat von Frankfurt nach Vancouver.
Die Zeit ist so wahnsinnig schnell vergangen und momentan kann ich mir gar nicht vorstellen, mein ganzes Leben in Deutschland für 10 Monate hinter mir zu lassen.
Glücklicherweise flieg ich nicht allein sondern noch mit drei anderen Austauschschülern, die ich dank Whatsapp auch schon relativ gut kenne. 
Wird bestimmt trotzdem mega peinlich, wenn ich dann total verheult im Flugzeug sitze und mir dann noch die Abschiedsbriefe und mein Abschiedsbuch durchlese. Hachja.

So langsam laufen jetzt die letzten Vorbereitungen, ich muss mir endlich mal Gedanken darüber machen, was ich alles in meinen Koffer packen will, weil der ja diese internationalen Richtlinien (23,0 kg und 158 cm Umfang) nicht überschreiten darf, sonst muss ich drauf zahlen.
Wegen der Gewichtsbeschränkung hab ich mir einen Weichschalenkoffer mit sehr geringem Eigengewicht (2,7 kg) gekauft, aber das nur so nebenbei.
Auch die ganzen Einreiseunterlagen, vor allem das Visum, sind endlich da. Trotzdem muss ich mich noch um einiges kümmern, wie etwa Vakuumbeutel für meine Wintersachen, Adapter für die kanadischen Steckdosen oder die Freischaltung meiner Telefonkarte in Kanada. Die hab ich von ec.se bekommen, richtig praktisch.

Meine offizielle Abschiedsparty hab ich auch schon gefeiert, mit einer Freundin zusammen, die nach Schweden geht. Die war allerdings 7 Wochen vor meinem Flug und da war das alles noch so weit weg und deswegen mach ich noch mal so einen "letzten Abend", an dem ich dann allen wirklich endgültig auf Wiedersehen sagen muss.
Es ist irgendwie wirklich komisch, weil ich einfach nicht realisieren kann, dass ich all meine Freunde für 10 Monate nicht sehen werde.

Samstag treff ich mich in Berlin noch mal mit Sarah (→ ihr Blog), die ich schon im September kennengelernt hab. Lustigerweise fliegt sie, wie ich, am 28. August, allerdings von Berlin.

Ansonsten heißt es jetzt für mich: jede Sekunde hier in Deutschland genießen und mich auf Kanada freuen. 

Dienstag, 14. Juli 2015

Abschiedsbuch und Abschiedsbriefe

Was ist das überhaupt?
Und wie funktioniert das und warum macht man sowas?

Ein Abschiedsbuch zu machen ist bei vielen Austauschschülern sehr beliebt.
Man gestaltet ein Buch (von außen, von innen, wie man möchte) und gibt es dann einige Zeit vor dem Abflug allen Menschen, von denen man sich wünscht, dass sie was in dieses Buch schreiben. Oder malen. Oder kleben.
Theoretisch können sich alle eintragen, die wollen: Freunde, Familie, Lehrer, Trainer...
Fotos, einfache Texte, Collagen, alles ist erlaubt, egal ob man demjenigen für die vergangene Zeit danken oder in Zukunft alles Gute wünschen möchte.
Das Besondere daran: Der Austauschschüler darf sich all das erst angucken, wenn er im Flugzeug Richtung Austauschjahr sitzt. Tränen sind garantiert.

Es gibt keine genauen Regeln, wie man so ein Buch gestalten, wann und an wen man es rumgeben sollte - das kann jeder für sich selbst entscheiden.

Empfehlenswert ist es allerdings, folgende Dinge zu beachten:

- das Buch sollte genug Seiten haben
Es muss nicht in Deutschland voll werden, man lernt ja auch während des Austauschjahrs vielen Leute kennen, die sich dann beim Abschied dort ebenfalls eintragen können.

- man sollte das Buch rechtzeitig rumgeben
Manche brauchen sehr lange, um sich einzutragen, damit muss man rechnen und es wäre schade, wenn sich nicht alle eintragen können, die wollen.

- jemand sollte die Übersicht behalten, wo das Buch gerade ist und wer es alles noch haben möchte
Das ist wichtig, damit die Übergabe funktioniert, entweder man macht das selbst oder beauftragt Freunde damit.

- alle sollten wissen, wie genau das Abschiedsbuch funktioniert und dass es sinnvoll ist, sich einzutragen, obwohl der Abflug noch lange hin ist
Klar ist es komisch, sich in ein Abschiedsbuch einzutragen, obwohl die Person noch 3 Monate da ist - aber wenn sich alle erst zwei Tage vor dem Abflug eintragen wollen, haut das einfach nicht hin.


So sieht mein Abschiedsbuch aus. Eigentlich wollte ich aus dem Einband eine Kanadaflagge machen, aber das habe ich aus zeitlichen Gründen nicht mehr geschafft - selbst schuld. Ich hab mir das Buch im Oktober gekauft und es dann ewig im Schreibtisch liegen gehabt. 

Das Buch ist von LEUCHTTURM1917, hat 249 Seiten und einen festen Einband. 
(Weitere Details findet ihr → hier)

Ich hab mich für Blanco entschieden, weil ich niemandem vorschreiben wollte, wie er in dieses Buch zu schreiben hat.


Abschiedsbriefe sind Briefe, die sich Austauschschüler gegenseitig für den Flug schreiben. 
Das Besondere daran ist, dass wir alle in derselben Situation sind und uns deswegen gut in die Gedanken, die Ängste und Vorfreuden der anderen hineinversetzen können.

So wie ich es erlebt habe, wurde in der Austauschschülerfacebookgruppe für 2015/16 sowie in den unzähligen Austauschgruppen auf Whatsapp gefragt, wer alles Interesse daran hat, Abschiedsbriefe zu schreiben und zu bekommen. In der Kanada-Gruppe z.B. haben sich ungefähr 20 Leute gemeldet - da das ganz schön viele Briefe wären, haben wir in diesem Fall ausgelost, wer wem einen Brief schreibt.

Auch für Abschiedsbriefe gibt es keine genauen Regeln, sie müssen nur rechtzeitig bei der entsprechenden Person ankommen, das ist alles.
Es ist erfahrungsgemäß leichter, solche Briefe an Leute zu schreiben, die man vorher schon ein bisschen kennt, entweder persönlich (z.B. von Austauschschüler- oder Vorbereitungstreffen) oder durch Whatsapp/Facebook etc.

Wenn ich alle Briefe geschrieben habe, werden es ungefähr 25 sein. Das ist ganz schön viel, aber glücklicherweise haben unterschiedliche Organisationen und Austauschländer andere Abflugdaten, so fliegen zum Beispiel viele USA-Leute schon Anfang August, die Kanadier gehen erst Ende August/Anfang September. Das macht es einem leichter, zu entscheiden, wem man zuerst einen Brief schreibt.

Ich hab also noch einiges vor mir, aber da ich gern Briefe schreibe und anderen eine Freude mache, ist das alles halb so wild.

Montag, 15. Juni 2015

Meine Gastfamilie und Gastgeschenke

Kurz vor den Osterferien, tatsächlich zu einem Zeitpunkt, an dem ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, kam auf einmal eine E-Mail von ec.se.

Ich hatte endlich meine Gastfamilie!!!

Meine Gasteltern wohnen in New Westminster, ungefähr 15 Minuten von meiner Schule entfernt. Neben einer Tochter, die schon aufs College geht, werde ich dort außerdem eine südkoreanische Gastschwester haben, die so alt ist, wie ich. In den E-Mails, die ich dann mit meiner Gastmutter geschrieben habe, stand außerdem, dass sie einen Hund haben und sportlich sehr aktiv sind. So werde ich z. B. am zweiten Wochenende nach meiner Ankunft zu einem Radrennen von meinem Gastvater mitkommen. Und sie haben mir angeboten, dass ich bei ihnen Gitarre lernen kann, richtig richtig cool *-* Da sie schon öfter Austauschschüler aufgenommen haben, mach ich mir eigentlich überhaupt keine Sorgen, dass da irgendwas schiefgehen könnte.

Etwas ungünstig war allerdings, dass ich kurz nachdem ich meine erste E-Mail an meine Gastfamilie geschrieben habe, für 2,5 Wochen im Urlaub war und danach ziemlich viel zutun hatte, sodass ich nicht sofort geantwortet hab. Auf meine E-Mail wiederum hat meine Gastmutter dann auch nicht geantwortet - sodass wir bislang noch nicht wirklich viel Kontakt hatten, ab und zu mal auf Facebook, aber auch da eher sporadisch.
Mir persönlich macht das nicht so viel aus, weil ich der Meinung bin, dass ich, wenn ich dort bin, alle früh genug kennenlernen und merken werde, ob es wirklich passt.



Eine Frage, die sich jeder Austauschschüler irgendwann stellt... Was zur Hölle bring ich meiner Gastfamilie nur mit?!
Auf dem Vorbereitungstreffen von ec.se haben wir dazu eine Liste mit möglichen Gastgeschenken bekommen, die wirklich sehr hilfreich war.

Im Endeffekt hab ich mich dafür entschieden,
- ein Buch über die Ostseeküste (auf Englisch und Deutsch)
- ein Backbuch mit typisch deutschen Rezepten (auf Englisch)
- deutsche Süßigkeiten (Schokolade wie z.B. Milka und Ritter Sport, Haribo usw.)
- Lübecker Marzipan (was Regionales)
- Ampelmännchen-Radiergummis
- selbstgekochte Marmelade (was Persönliches)
- sowie Fotos von Schwerin (natürlich selbst geschossen)
mitzubringen.

Ich persönlich liebe Marzipan, das heißt, wenn es ihnen nicht schmeckt, dann wird es trotzdem alle :D

Sonntag, 10. Mai 2015

Meine Schule

Nachdem klar war, dass ich mit ec.se nach British Columbia gehen werde, stand als nächstes die Qual der Wahl einer Schule an.
Dabei ging es ganz allgemein zu allererst darum, wo ungefähr ich zur Schule gehen wollte (Großraum Vancouver) und dann um die Größe der Schule.

Kleine Schulen (zwischen 150 und 750 Schüler) haben den Vorteil, dass der Anteil der Austauschschüler dort relativ gering ist. Von einer Freundin, die bereits ein halbes Jahr in Kanada verbracht hat und die an ihrer Schule die einzige Austauschschülerin war, habe ich diesbezüglich sehr viel positives gehört - man ist was besonderes, man unternimmt viel mit den Kanadiern dort und findet sehr schnell Freunde. Allerdings ist dort das Fächerangebot eher beschränkt.

Große Schulen (bis zu 3000 Schüler) haben manchmal einen Austauschschüleranteil von bis zu 10 %. Bei 3000 Schülern wären das 300 Austauschschüler. Klar, dass man dort dann nichts besonderes ist, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Austauschschüler eher unter sich bleiben und weniger mit Kanadiern in Kontakt kommen, sehr hoch ist. Andererseits haben große Schulen eine große Auswahl an Fächern, man kann vielen verschiedenen Clubs und Sportteams beitreten und und und.

Im Endeffekt habe ich mich für die New Westminster Secondary School entschieden, eine schon relativ große Schule mit etwa 2000 Schülern, ungefähr 2,5 Mal so viel wie meine Schule hier in Deutschland. Von außen sieht die Schule schon ziemlich alt aus, aber der geplanten Renovierung standen vor einige Jahren Funde von Überresten eines Indianerdorfes im Weg, das sich direkt unter dem Schulgebäude befunden hat. Innen ist die Ausstattung, wie in vielen anderen kanadischen Schulen jedoch hochmodern.
Außerdem ist das Angebot an Fächern riesig und ich hab meine Wunschfächer auch schon angegeben, unter anderem Psychology, Spanisch und Foods.
Insgesamt hab ich versucht, eine Mischung zwischen Fächern, die ich in Deutschland nicht wählen kann, wie etwa Psychologie oder Foods und Fächern, die mir in Deutschland was bringen (Mathe, Spanisch, Bio), zu finden.

Außerdem bietet die New Westminster Secondary School ein sehr umfangreiches Online-Preparing-Programm für Austauschschüler an. Jeder Schüler bekommt per Mail einen Link zu seinem persönlichen Account. In verschiedenen Lektionen hat man die Möglichkeit, seine Englischkenntnisse zu testen, sowie auf viele nützliche und interessante Informationen über Kanada, New Westminster, die Kultur, die Schule etc. zuzugreifen. Abschließend wird das neu erworbene Wissen getestet und man bekommt, wenn man gut war, ein bestimmtes Certificate, das wiederum Vorteile bei der Einteilung in die Kurse vor Ort an der New Westminster Secondary bringt.

In Kanada sind, anders als in anderen Ländern, nicht Partnerorganisationen sonder die sogenannten School Districts für die Suche einer Gastfamilie und für die Betreuung während des Austausches zuständig. Ansprechpartner bei Problemen z. B. mit der Gastfamilie habe ich also immer direkt in der Schule.
Wenn ich in Vancouver ankomme, habe ich auch erstmal eine sogenannte Orientation Week von der Schule aus, in der ich noch mal alles mögliche über Kanada und den Schulalltag und überhaupt lernen werde, bevor dann der Unterricht richtig losgeht.

Alles in allem bin ich schon unheimlich gespannt, ob das mit meinen Wunschfächern alles so klappt und vor allem, wie die Atmosphäre in der Schule und im Unterricht ist, weil ich schon oft gehört habe, dass in Kanada das Schüler-Lehrer-Verhältnis sehr viel entspannter und persönlicher als in Deutschland ist.


Freitag, 24. April 2015

Das ec.se Teilstipendium

In meinem Post im März habe ich erwähnt, dass ich ein Stipendium bekommen habe.
Dazu will ich jetzt hier noch mal etwas ausführlicher schreiben.

Im Oktober letzten Jahres habe ich von ec.se eine Einladung zu sogenannten "Kanada Informationstagen" erhalten. (Weitere Informationen dazu könnt hier ihr → hier nachlesen und meine persönlichen Eindrücke findet ihr → hier)
Da meine Schule in Kanada zu denen gehört, die in Kooperation mit ec.se Teilstipendien vergeben, konnte ich mich an diesem Informationstag um ein Teilstipendium in Höhe von 1500 CAD (Canadian Dollar) bewerben. Alles was ich dafür tun musste, war so ein Formular auszufüllen und mein Zeugnis sowie zwei Referenzschreiben von Lehrern/Freunden der Familie an meine Schule in Kanada zu schicken und... Warten.
Denn die endgültige Auswahl der Stipendiaten wurde erst im Januar getroffen. Ihr könnt nicht glauben, wie sehr ich mich gefreut hab, als der Brief von ec.se kam!

Seitdem bin ich → hier mit allen andere Stipendiaten auf der Seite von ec.se aufgelistet.

Dienstag, 24. März 2015

Update für März

Seit ich den letzten Post veröffentlicht habe, ist eine Menge passiert.

Ich war kurz vor Weihnachten auf einem weiteren Austauschschülertreffen in Hamburg,
ich habe Abschiedsbriefe an die Winterabreisenden geschrieben,
ich weiß mein vorraussichtliches Abflugsdatum
ich hab ein Stipendium bekommen,
und meine Gastfamilie
und heute Nacht habe ich auch endlich mein Abschiedsbuch fertig gemacht,
sodass ich morgen anfangen kann, es rumzugeben.

Ich werde zu all diesen Themen noch extra Posts verfassen,
vielleicht nach meinem Vorbereitungstreffen,
das Mitte April sein wird.

Die Zeit vergeht mittlerweile unheimlich schnell
und ich versuche, jeden einzelnen Tag mit meinen Freunden und meiner Familie einfach nur zu genießen.