Mittwoch, 26. August 2015

Kopfchaos.

Oh Gott.
Nicht mal mehr 48 Stunden und ich steig in Frankfurt in den Flieger.
In den letzten drei Tagen hab ich echt an nichts anderes mehr gedacht, als an Kanada und hab gepackt, der Koffer war zu schwer, hab wieder aus- und umgepackt, dann fehlte doch noch was, Mama, kannst du mal bitte noch das da kopieren, und wo um alles in der Welt ist jetzt das Kabel, hab ich das doch schon eingepackt, und wohin mit dem Blazer, passt nicht mehr rein, muss ich wohl im Flugzeug anziehen.

Kopfchaos.

Und dann heute, der letzte Tag zu Hause.
Nachher die letzte Nacht in meinem eigenen Bett.
Und die Sonne scheint und es ist noch mal richtig Sommer und in weniger als einer Stunde seh ich meine Freunde alle zum letzten Mal für zehn Monate.
Papa hat noch mal so richtig deutsch gekocht, zum Mittag, Bratwurst mit Sauerkraut und ich bin zum letzten Mal durch die Fußgängerzone gefahren und am Pfaffenteich lang und irgendwie...
Es fühlt sich gerade so gar nicht an, als würde ich hier bald nicht mehr sein.
Um ehrlich zu sein bin ich gerade auf eine unheimliche Weise euphorisch.
Warum auch immer.
Ganz ehrlich, die Stimmungsschwankungen, die man als Austauschschüler kurz vor dem Flug hat,
machen einen echt unzumutbar. (Und ich möcht lieber nicht wissen, was meine Mutter vorhin gedacht hat, als ich, anstatt ihr vernünftig zu antworten, einfach nur ganz laut bei Coldplay mitgesungen hab.)

Ganz oft ist es so eine Mischung aus Angst und Vorfreude. Sagen auch die meisten.
Aber Angst hab ich nicht mehr wirklich. Klar, dass irgendwas bei der Immigration nicht klappt, dass was mit meinem Study Permit falsch ist oder dass ich meine Gastfamilie nicht finde - solche komischen Gedanken hat wahrscheinlich jeder kurz vor dem Flug, aber in der Regel sind sie genauso unbegründet wie harmlos. Und sonst... hab ich nicht wirklich Angst. Wovor auch? Die Leute sind da auch nur Menschen, wenn auch anders als wir.
In mir ist eher Zuversicht.
Das wird schon alles klappen, wir werden schon sehen.
Machen wir das Beste draus.

Allerdings kann ich nicht garantieren, dass ich nachher nicht weine.
Aber das gehört dazu, denke ich, und ich bin so unfassbar froh, die letzten Jahre mit Leuten verbracht zu haben, die mir den Abschied jetzt so schwer machen. Es wäre so viel schlimmer, wenn ich sagen würde, ein Glück, dass ich endlich hier weg bin, oder?
Ich bin einfach nur so unbeschreiblich glücklich, dass ich alle diese Menschen um mich habe. Ja, Gegenwart, denn noch bin ich nicht weg.
Und ich bin auch nicht ewig weg und auch nicht ganz.
Und ich komm ja wieder.

Am beruhigendsten ist eigentlich, zu wissen, dass ich in Kanada eine weitere Austauschschülerin als Gastschwester hab. Jedes Mal, wenn wir auf Facebook schreiben, freu ich mich irgendwie wahnsinnig darauf, sie endlich kennenzulernen und außerdem weiß sie ja, wie es einem als Austauschschüler so geht und so wie es sich bisher anfühlt, werden wir zwei uns gut verstehen.
Hoffe ich jedenfalls.

Ob ich mich vor dem Flug noch hier melde, weiß ich jetzt noch nicht, aber ich denke eher nicht,
ich will die letzten Stunden in Deutschland lieber mit meiner Familie als vor dem Laptop verbringen.
Der nächste Post wird dann also schon aus Kanada kommen, oh man,
allein der Gedanke macht mich schon wieder kribbelig.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Du schreibst wirklich gut!! Ich freue mich mehr von dir zu hören :)